05. Februar 2019 Thema: Ortsverein Von Christian Hader
Beim Empfang der SPD in Groß-Zimmern geht’s um Erneuerung und um Europa.
GROSS-ZIMMERN – Rund 70 Besucher tummelten sich auf dem Neujahrsempfang der SPD in Groß-Zimmern – eine Zahl, mit der die Genossen in der einstigen Hochburg der Linken durchaus zufrieden waren. Auch Vertreter politscher Kräfte anderer Couleur erwiesen den Sozialdemokraten ihre Reverenz.
Klar, dass wenige Monate vor der Wahl zum europäischen Parlament „Europa“ das große Thema war, auch wenn sich der als Gastredner vorgesehene Europaabgeordnete Udo Bullmann entschuldigen lassen musste. Mit seiner Ersatz-Kandidatin Natalie Pawlik aus der Wetterau erlebten die Besucher stattdessen ein 27 Jahre junges politisches Talent mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für den „europäischen Gedanken“.
Europa. Das war auch für Christian Hader, den Vorsitzenden des Groß-Zimmerner Ortsvereins, das Stichwort für seine Begrüßung „eines wichtigen Jahres“ – nicht nur für Europa, sondern auch für die SPD. „Wir haben hier schon mit der Erneuerung begonnen“, versichert der 41-jährige Wassermeister, und führte die erste öffentliche Vorstandssitzung im November des vergangenen Jahres ins Feld. Dabei habe man von Bürgern zahlreiche wertvolle Anregungen erhalten, an deren Zusammenfassung zu einem Thesenpapier man derzeit arbeite.
„Wir wollen eine soziale Gemeinde“, fasste er die kommunalpolitische Richtung des Ortsvereins zusammen und versicherte: „Mehr SPD heißt mehr Gerechtigkeit.“ Und als konkrete Stichworte nannte Hader die Abschaffung der Straßenbeiträge, bessere Kontrolle des ruhenden Verkehrs, bezahlbaren Wohnraum, Ausbau von Radwegenetz und öffentlichem Personennahverkehr.
Catrin Geier aus Groß-Zimmern habe für die SPD bei der Landtagswahl sehr engagiert um das Direktmandat im Wahlkreis 52 gekämpft, stellte die Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Heike Hoffmann fest. Trotzdem habe es nicht gereicht, landesweit müsse die SPD ihr schlechtestes Ergebnis seit 1946 verkraften. Angesichts wachsender Nationalismen und des Erstarkens rechter Kräfte befinde sich Europa an einem Scheideweg. Ein geeintes Europa sei aber wie keine andere Institution Garant für Frieden, für den man kämpfen müsse. Europa stehe beispielsweise auch für die Abschaffung der Roaming-Gebühren in der mobilen Telefonie, für eine einheitliche Krankenversicherungskarte, für saubere Flüsse und Seen. Und die SPD stehe für einen neuen Sozialvertrag in Europa, für mehr Steuergerechtigkeit und den Aufbau einer europäischen Verteidigungsarmee.
SPD noch lange nicht am Ende
Schärfer als Hoffmann zeichnete Pawlik die „Bewegung nach rechts“ in Europa. Dabei sei Europa tief im Alltag verankert, und man müsse diese Errungenschaft durch die Belebung von Städtepartnerschaften sowie Austauschprogrammen mit noch mehr Leben füllen, sagte die 27-Jährige, die als Kind mit ihren Eltern als sogenannte Spätaussiedlerin aus Sibirien nach Deutschland gekommen ist. Es sei höchste Zeit für eine pan-europäische Lösung zur Aufnahme von Flüchtlingen, eine faire Wirtschaftspolitik, mehr Klimaschutz. Generell: „Europa muss sozialer werden.“ Und auch wegen dieser Aufgabe sei die SPD noch lange nicht am Ende.